Kunsttransport: Kunstmarkt in Bewegung

Kunsttransport: "Der Kunde definiert, was „Kunst“ ist."

Ein Interview mit Javier Sanchez, CFO der ITS International Transport & Shipping Ltd.

 

Die Zeiten, als Kunstsammler ganz persönliche Beziehungen zu ihren Galeristen hatten, sind vorbei. Das sagen die Kenner des Kunstmarktes. Kunstmessen wie die Art Basel laden Kunstsammler ein und bieten ihnen ein ganzes «Red Carpet»-Paket an. Wertschätzung, Spezialbetreuung und Partyeinladungen, die Sammler schätzen den VIP-Status, den sie geniessen. Kunstmessen boomen und dank ihnen ist der Kunstmarkt nicht mehr nur für Kunstliebhaber und -sammler. Seit Jahren entwickelt sich dieser Markt auch als Investitionsmarkt für Leute, die keine emotionale Bindung zu Kunst haben oder auch keine Kunstkenner sind. Das bestätigt auch Caroline Lang, die Direktorin von Sotheby’s Genf, an einem Vortrag in Basel: «Neben traditionellen Sammlern treffe ich heute auch auf kunstinteressierte Menschen, die ihr Vermögen diversifizieren möchten, indem sie Kunst in ihre Anlagestrategie mit einbeziehen. Sie betrauen mich damit, Werke für sie auszuwählen, deren Wert über die nächste Generation bestehen bleibt. Auf diese Weise vermehren sie nicht einfach nur ihr Vermögen, sondern hinterlassen ein wirkliches Vermächtnis mit Bedeutung.»

Der Kunstmarkt war immer schon in Bewegung und wird sich immer weiter bewegen und verändern. Javier Sanchez, CFO der ITS International Transport & Shipping Ltd., betreut seit vielen Jahren Künstler, Galeristen und Sammler und transportiert Kunstobjekte weltweit.

Im Interview gibt er eine Einsicht in das Nischengeschäft «Kunsttransport»:

 

Herr Sanchez, was ist für Sie «Kunst»?

Kunst ist auch Nadals Matchball am US Open… (lacht)

Damit will ich sagen, dass der Kunde entscheidet, ob wir «Kunst» transportieren und wie wertvoll die Ware für ihn ist. Ob ich persönlich etwas für Kunst halte oder nicht, ist nicht ausschlaggebend.

 

Was ist am Kunsttransport «anders»?

Alles (lacht). Wir haben mit Künstlern zu tun, die Kunstwerke sind ihr Baby. Sie haben eine besondere Beziehung zu der Transportware und es ist unser Job, zu verstehen, wie der Kunde denkt. Bei Kunstobjekten legen wir noch mehr Wert darauf, die Bedürfnisse des Künstlers genau zu erfragen, um sicherzustellen, dass wir die richtigen Entscheidungen für den Transport treffen. Wir sehen es als unsere Pflicht an, die besonderen Bedürfnisse zu respektieren und zu erfüllen.

 

Worauf muss man speziell achten?

Bei Kunstobjekten ist «speziell» nochmal spezieller. (grinst) Jeder Transport ist einzigartig und individuell.

Das Kunstwerk ist einmalig. Das heisst, man kann einen bestimmten Wert versichern, aber wenn etwas passiert, dann ist das Kunstwerk weg. Man kann es nicht ersetzen. Bei der ITS wollen wir jeden Transport mit der genau gleichen Verantwortung behandeln, und doch hat die Verantwortung eines Kunsttransportes gefühlt eine andere Dimension.

 

Muss man Kunstliebhaber sein, wenn man Kunst transportieren will?

Nein. Es ist sogar besser, wenn man eine gewisse Distanz dazu hat. Wir versetzen uns natürlich in die Lage des Kunden, aber unser Auftrag ist es, das Kunstwerk von A nach B zu transportieren. Das machen wir mit unserer ganzen Kompetenz und Professionalität.

 

Machen Sie uns ein Beispiel.

Für Petrit Halilaj ‘Kosterc, einen Künstler aus dem Kosovo, haben wir drei Camions mit Erde eingeführt. Diese Erde war Bestandteil seiner Kunstinstallation für die Art Basel. Es war ein Teil des Gartens des Elternhauses, wo er vor der Flucht aus dem Krieg gelebt hatte. Diese Erde war nicht auswechselbar und für den Künstler hatte sie einen sehr hohen emotionalen Wert. Diese Erde kam aus einem Nicht-EU-Land, was zusätzliche zollspezifische Kompetenzen forderte. Ausserdem durfte weder der darauf wachsende Rasen austrocknen, noch durfte die Erde faulen. Sie musste konstant, auch während der Fahrt, gewässert werden, und einmal in der Schweiz angekommen, musste der Rasen weiterhin bis zur Ausstellung am Leben erhalten werden. Wir hatten bei diesem Transport sehr spezielle Bedürfnisse, die wir erfüllen mussten. Und wir haben es geschafft.

 

Sind Ihnen solche Aufträge nicht zu kompliziert?

(lacht) Genau solche Aufträge machen uns Spass. Es sind diese Herausforderungen, an denen wir wachsen. Wir sind auf Spezialtransporte fokussiert. Hürden und schwierige Voraussetzungen sind unser tägliches Brot. Ausserdem ist man auch Stolz darauf, einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass ein Kunstwerk an einer Ausstellung von Tausenden von Menschen bestaunt werden kann.