BRANDI GREEN LINE: Mit Biodiesel HEUTE an MORGEN denken

Stella Brandenberger Transporte AG und ITS: Dreissig Jahre Partnerschaft

 

«Nachhaltigkeit heisst für uns, Entscheidungen verantwortungsvoll im gleichen Masse für ökonomische, technologische, soziale und ökologische Belange zu treffen.» sagt Massimo Bianco, CEO der ITS International Transport & Shipping Ltd. in Reinach.

 

Unter dem Motto, «HEUTE an MORGEN denken» will die ITS, wenn immer möglich nachhaltig entscheiden. Auch die ITS-Partner sind Teil dieser Verantwortung. In den ITS-Stories stellt die ITS deshalb unterschiedliche Umweltprojekte ihrer langjährigen Unternehmenspartner vor. Den Anfang macht das Projekt BRANDI GREEN LINE der Stella Brandenberger Transporte AG.

 

Interview mit Marco Brandenberger, CEO

Die Stella Brandenberger Transporte AG gibt es seit fast 70 Jahren. Wann kam das erste Mal der Wunsch auf, eine klare Umweltstrategie zu entwerfen und umzusetzen?

Ganz konkret begannen wir 2008 mit der Umsetzung von Umweltmassnahmen, im Rahmen des Neubauprojektes des Logistikcenters in Pratteln. Das erste Grossprojekt war die Brandi Solarpower, unsere Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes. Diese produziert jährlich 140'000 kWh und deckt damit den jährlichen Strombedarf des gesamten Logistikcenters. Ausserdem beziehen wir die komplette Wärme- und Heizenergie aus einem Holzschnitzelkraftwerk (Fernwärme) und speisen unsere LKW-Waschanlage sowie die Toilettenspülungen mit Meteorwasser, welches auf einer Dachfläche von 2'000 m2 gesammelt wird. Wir haben auch stets in umweltfreundliche Fahrzeuge investiert und waren und sind in Sachen EURO-Normen Vorreiter auf den Schweizer Strassen. Heute fahren wir ausschliesslich EURO 6, wobei ein Drittel der Flotte bereits mit der neusten Motorengeneration der Kategorie Euro6D ausgerüstet ist.

Und jetzt setzen Sie auf Biodiesel, warum?

In unserer Branche ist es nicht ganz einfach, umweltfreundliche Fahrzeuge zu fahren und trotzdem die Bedürfnisse unserer Kunden zu decken, vor allem im Bereich Containertransport. Wir suchten nach einer Lösung, und unser Fahrzeuglieferant MAN hat uns 100% Biodiesel vorgestellt. Diese Fahrzeuge stossen 45 % weniger CO2 aus (unter Berücksichtigung der Treibstoffherstellung) im Vergleich zu LKWs, welche mit herkömmlichem Diesel betrieben werden.

Die «Brandi Green Line» ist noch ein Pilotprojekt. Es gibt nur wenige Biodiesel-Tankstellen in der Schweiz und die Lagerung von Biodiesel bei uns vor Ort ist umständlich. Der Umweltschutz ist für uns ein prioritäres Unternehmensziel. Es ist uns bewusst, dass Mehrkosten auf uns zukommen, damit haben wir gerechnet. Am Schluss muss die Gesamtrechnung aufgehen und wir werden entscheiden, wie es mit dem Projekt weitergeht. Wir haben sehr gute Partner gefunden, und für Notfälle haben wir auch eine Biodiesel-Reserve bei uns im Haus. Bei unseren Kunden ist das Thema gut angekommen. Wir vergrössern die Biodiesel-Flotte im Juli dieses Jahres noch einmal um drei Fahrzeuge. Ende Jahr ziehen wir Bilanz.

Sehen Sie die Brandi Green Line eher als Vision oder als klare Strategie?

Es ist nicht nur eine Vision. Es ist ein Pilotprojekt. Wir haben konkret knapp eine Million Franken investiert und setzen bereits um. Aber wir tragen auch eine Verantwortung und müssen solche Grossprojekte genau analysieren. Auch muss einem bewusst sein, dass sich die Technologie laufend entwickelt. Wir suchen nach sinnvollen Lösungen, wie wir die Umwelt weniger belasten, diese müssen aber auf Kostenseite in einem erträglichen Masse sein und bei den Kunden auch ein klares Bedürfnis zeigen. Im Moment sammeln wir die Daten und werden dann nächstes Jahr entscheiden, wie wir weiterfahren.

Sie haben mittlerweile über 80 Mitarbeitende, wie konnten Sie Ihre Mitarbeitenden für das Projekt motivieren? Gab es Skeptiker?

(lachend) Ja, bei der Mitarbeiterinformation sagte man etwas höhnisch, «Jetzt kaufen sie Fritteusen». Ja - Biodiesel wird unter anderem aus altem Frittieröl gemacht. Etwas Skepsis für das Unbekannte ist aber normal, die Mitarbeitenden mussten sich selber auch zuerst mit dem Thema anfreunden. Heute sind unsere Chauffeure zufrieden und haben bis jetzt keine grossen Unterschiede zu den anderen Fahrzeugen gemeldet, nur der unangenehme Geruch des Biodiesels beim Tanken sei etwas störend.

Wieso setzen Sie nicht auf elektro- oder wasserstoffbetriebene Fahrzeuge?

Vor allem im Containertransport sind diese Fahrzeuge nicht gut nutzbar und es ist noch nicht realistisch, sie einsetzen. Da geht es um das sehr grosse Gewicht der Batterien, ausserdem ist die Reichweite noch zu gering. Heute sind wasserstoff- und elektrobetriebene Fahrzeuge für uns also noch nicht einsetzbar, was morgen ist, werden wir sehen. Die Weiterentwicklung geht rasant voran und wir beobachten den Markt laufend.

Sie sagen, dass Stella Brandenberger bei erfolgreichem Abschluss des Pilotprojektes bis Ende 2021 die Biodiesel-Flotte weiter ausbauen wird. Was meinen Sie mit «erfolgreichem Abschluss»? Wie muss es weitergehen, damit die Flotte weiter ausgebaut wird?

Wie gesagt, wir sind bereit, für den Umweltschutz Investitionen zu tätigen und auch Mehrkosten zu tragen. Für unser Angebot muss es aber auch einen Markt geben. Wir stehen hinter dem Pilotprojekt und bauen die Flotte im Juli weiter aus, 2022 entscheiden wir dann, wie es weitergeht. Konkret bedeutet für uns ein «erfolgreicher Abschluss», dass die Rechnung aufgeht. Dafür vergleichen wir die Zahlen für CO2-Ausstoss, Kosten, Umsatz, Nachfrage und entscheiden auf dieser Grundlage. Im Moment können wir noch nicht viel sagen. Da es auch noch nicht genug Erfahrungsdaten für Fahrzeuge mit 100% Biodiesel gibt, müssen wir diese erst selber sammeln und auswerten.

Sind Sie, Herr Brandenberger, der Kopf und das Herz der Brandi Green Line?

Als Familienunternehmen stehen wir alle dahinter. Ich bin die Ansprechperson und rolle das Pilotprojekt aus, aber die ganze Familie steht hinter dem Projekt – mit Kopf UND mit Herz (lacht).